Garten in den Wiesen

Immer wieder mal, eher aber nur gelegentlich oder ganz ehrlich gesagt, höchst selten trifft man auf grüngetönte Blüten. Dies beginnt bei grünen Tipps, kurzen Streifen oder Tupfern nahe der unteren Spitze der äußeren Blütenblätter (einer nicht unbedingt konstanten Markierung), führt weiter über flächige grüne Abschnitte, wie bei VIRIDAPICE, die sich bis hin zur Mitte der äußeren Blütenblätter verlagern können (FEDERSCHWINGEN, ANGELINA)und kann aus dem klassischen grünen Winkel der inneren Blütenblätter ein völlig grünes Röckchen werden lassen. Ganz selten findet man Blüten mit flächigen, grünen Markierungen auf den äußeren Blütenblättern. GREENISH, dereinst in Österreich gefunden, ist eine solche Sorte mit weithin über die Aussentepalen gezogenen grünen Bereichen. Sie ist seit langem in Kultur und wächst auch gut zu. Unter der Bezeichnung Galanthus nivalis VIRESCENS verbirgt sich inzwischen eine Vielzahl von Schneeglöckchen ähnlichen Aussehens. Da sich diese wesentlich in Wüchsigkeit und Aussehen unterscheiden, ist eine Auslese und Benennung unbedingt angebracht. Gerade der „historische Klon“ ist seit jeher eher ein Sensibelchen. Hat GREENISH noch eine klare Hufeisenmarkierung auf den inneren Tepalen mit „verwaschenen“ basalen grünen Zonen, so besitzt VIRESCENS zusätzlich bereits ein gleichmäßig grün eingefärbtes Röckchen. Beiden ist eine geringfügige, dem Kennerauge nicht verborgen bleibende leichte Deformierung der äußeren Blütenblätter eigen. Die vergrünten Zellpartien scheinen zusammengeraffter zu wachsen als die weißen. Der Gewinn an Farbigkeit kann mit dieser kleinen Einbuße an Grazilität einhergehen.
Ruby Baker hat in diese Gruppe KILDARE eingebracht. Eine Pflanze mit prachtvollen schlanken Blüten, denen im geschlossenen Zustande nur etwa 7 lange grüne Streifen (Blütenblattadern) auf den Aussentepalen anzumerken sind. Nicht die geringste Deformation verunstaltet die Blüte. Und öffnet sie sich gar, erleben wir ein grünes Röckchen, das erst im oberen Drittel nach weiß verblasst. Hier hat das Zusammengehen von G. nivalis und G. plicatus zusätzlich noch zu besonders großen Blüten geführt. Eine traumhafte Erscheinung, ein seltenes Jägerglück, ein Schmuckstück in jeder Sammlung.
Von ANNE`S GREEN STRIPES, einer reinen plicatus-Sorte, ROSEMARY BURNHAM, dem elwesii-Gegenstück aus Nordamerika und auch von ALDO NEDFAT, einem kroatischen nivalis-Findling kennen wir jeweils nur Abbildungen. Allen sind völlig gestreifte, äußere Blütenblätter und flächig grüne Innentepalen eigen. Und sie sind rar, für uns schier unerreichbar. Uns hat die äußerst geringe Wahrscheinlichkeit eines solchen Fundes nicht abgehalten, ebenfalls den „grünen“ Blüten nachzujagen. Ein mühseliges Unterfangen, doch kein Hoffnungsloses. Von den Inseln kam COWHOUSE GREEN herüber(, das wir inzwischen der ANGELINA-Gruppe zuordnen). Und der Kontinent war uns besonders hold. Die GRÜNE WALDFEE, ein eigener Findling des Vorjahres, hat etliche Geschwister erhalten. RYSZARD`S GRÜN zeigt fast flächige Grünbereiche auf den Aussentepalen, die GRÜNE PENDELKUGEL kann ja nur eine rundliche Blüte auf langem Pedicel sein und der GRÜNE MILAN besitzt Riesenschwingen. GRÜNER SPLITTER gar, ist von recht frohwüchsiger Natur, einer Eigenschaft, die den meisten VIRESCENS wahrlich nicht in die Wiege gelegt wurde. Ob er es bis hin zu einer Allerweltssorte ersten Ranges schaffen kann??? Das Zeug dazu hätte er.
Wir meinen, das edle Reich KILDARE birgt die ganz besonderen Schätze der Schneeglöckchenwelt.

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